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Peter Gall Quintet

So | 24.02.2019 | 20:30 Uhr

In den vergangenen 12 Jahren hat sich Peter Gall als souveränes Metrum und Komponist in diversen Bands profiliert, etwa bei Subtone (u.a. mit Florian Hoefner, Magnus Schriefl und Matthias Pichler) oder Roberto Di Gioias Web Web (u.a. mit Tony Lakatos). Auf rund 30 Alben ist Gall bislang als Drummer zu hören, darunter im Trio seines Bruders Chris, bei Blume (mit Schriefl, Wanja Slavin, Bernhard Meyer), dem Rainer Böhm Quartett, Torsten Goods und Enik; zudem wurde er von Koryphäen wie Kurt Rosenwinkel oder Thomas Quasthoff u. v. m. engagiert. Nun präsentiert der seit seinem Diplomstudium (u. a. bei John Hollenbeck) und einem zweijährigen New York-Aufenthalt wieder in Berlin ansässige Musiker seine erste eigene Produktion, „Paradox Dreambox“. Sie überfällt nicht mit überbordendem Getrommel, sondern verführt durch melodiöse Bögen und vielschichtige Arrangements, nuancierte Band-Interaktionen und latente Energie auch in leiseren Passagen.

Dynamik zieht sich als eine Art Leitmotiv durch das Album. Das temporeiche Titelstück setzt offensive Akzente, mit parallelen und verschlungenen Linien, versetzten Beats, sich gegenseitig aufstachelnden Soli und mitreißender Emphase. Ausgehend von einem pointierten Klavier-Intro, entwickelt das Quintett weite Bögen, die sich zum Ende hin vereinen, verzahnen und in einem lyrischen Klavierteil ausklingen. Die folgende Ballade Faro kreiert hingegen trotz 6/8-Takt eine beinahe kontemplative Stimmung, die weniger die robuste Kraft des Atlantiks als vielmehr das relativ entspannte Lebensgefühl und die weiten Ausblicke über Landschaft und Meer am südlichsten Punkt Europas imaginiert. Dass Wanja Slavin in seinem wunderbar gefühlvollen Alto-Solo am Ende doch ein wenig rauer wird, passt perfekt ins Bild. 4 West wiederum reflektiert, bereits 2010 in New York geschrieben, die Jazzstimmung in der Stadt; melodische Passagen alternieren mit Soli, nach Klavier und Kontrabass changiert die Klangästhetik ins Elektronische, übernehmen Synthesizer-Sounds und Flöten bis zum Ende des Stücks die Hauptrolle.

Abwechslungsreich geht es weiter, mal etwas mehr in Richtung musikalisch-künstlerische Freiheit, mal ruhiger. Dass Yellow Heaven mehr als alle anderen Stücke wie ein Song ohne Worte klingt, ist kein Zufall. Immerhin hat Peter Gall, 1983 geboren und in seiner Jugend vom Vater und seinem älteren Bruder Chris nicht nur mit Jazz infiziert, auch ein erklärtes Faible für The Beatles und Radiohead, Bon Iver und Elliot Smith. „Der gelbe Himmel ist weniger ein Ort, eher ein Zustand“, sinniert Gall, „das Stück basiert auf einem sehr emotionalen Song übers Älterwerden, Vergänglichkeit und Hoffnung, den ich vor zwei Jahren für einen Geburtstag geschrieben habe. Jetzt spielen wir ihn ohne Text, mit einer magischen Interpretation von Wanja.“

peter-gall.de

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